Studentenwohnheim Martinskloster

Studentenwohnheim Martinskloster

Am  Standort  des  historischen  Martinsklosters benötigt das Studierendenwerk Trier einen Ersatzneubau mit 105 Wohneinheiten.

Entwurfsidee

Der   abzureißende   Bestandsbau   bildet   eine schließende Geste um den Hof des Martinsklosters aus, welcher im damaligen Zeitgeist durch Vor- und Rücksprünge dominiert ist. Diese  städtebauliche  Lösung  des  Einfassens wird nun durch den neuen Baukörper stark beruhigt. Wie in das Ensemble des Martinsklosters fügt sich der südliche Bau ebenfalls in die Bebauung der Ausoniusstraße ein und greift die Fluchten auf. Als gespiegelte Ergänzung des historischen Gebäudes ergeben sich zwei breite, sowie ein schmaler Baukörper. Hieraus entwickeln sich zwei Platzsituationen, wovon einer auf dem höheren Baumniveau (+1m) ist. Dieses Anheben des Erdgeschosses auf +1,0m ermöglicht ein Gründen auf Bestandsniveau von -1,9m und somit eines Tiefgeschosses im nördlichen Baukörper ohne  mögliche  Grabungsstellen  zu  gefährden, im sensiblen südlichen Areal gehen die Baukörper nicht ins Erdreich. Der neue Baukörper nimmt sich in Höhe und Volumen gegenüber dem Altbau zurück und lässt ihm somit Platz und Raum.

Der obere Platz bildet die Eingangssituation zum Neubau, gleichwohl sind alle Baukörper dezentral erschlossen. Hier fi ndet sich im Erdgeschoss das Foyer mit der zentralen Gemeinschaftsfläche, welche sich dem Baum als verbindendem Element zwischen Alt- und Neubau zuwendet. Weiterhin beherbergt der Mittelbaukörper in den Obergeschossen 9 ,R‘-Wohneinheiten (rollstuhlgerecht), während die beiden  gleichwertigen äußeren Baukörper jeweils 48 normale Wohneinheiten (barrierefrei) aufweisen. Erschlossen werden alle Räume über Laubengänge. Diese kommunikative hausinterne Straße reduziert die ,,warme‘‘Erschließung und verleiht den Einheiten einen eigenständigen  Haus-Charakter,  welcher  die Identifi kation der Nutzer mit dem Gebäude stärkt.

LAUBENGANG:

– kommunikative Zone als ,,living street‘‘
– helle Erschließung, keine dunklen Flure
– reduzierte beheizte Fläche

 

Der Laubengang wird durch Glaselemente ge- fasst,  welche  durch  eine  selektive,  reduzierte  Farbgebung im Austausch mit dem Kontext ste- hen (Altbau – Hof – Straße – Nachbarn). Dieser   Witterungsschutz   schaff t   eine   ganz- jährliche nutzbare permeable Zwischenzone,  welche durch Sitznischen vor den Appartement- fenstern in ihrem kommunikativen Charakter  unterstrichen wird. Durch  ausreichende  Abstände  zwischen  den  Glaselementen ist eine natürliche Be- und Ent- lüftung gewährleistet und der Laubengang so- mit als Fluchtweg vollumfänglich nutzbar. Der Möblierungsausbau kann gut elementiert  vorgefertigt  mit  lokalen  Partnern  hergestellt  werden. Die Idee der ganzheitlichen, vorfertigbaren und  elementierten Bauweise verspricht ein nachhal- tiges, wirtschaftliches und sicheres Konzept.  Dies führt zu einem Gebäude welchem durch  vielfältigere Materialauswahl nicht der Charakter  des Modularen, Temporären anhaftet.

Materialwahl

REduce  –  REuse  –  REcycle

Die Reduktion der Form und Fertigung setzt  sich in der Material- und Farbwahl konsequent  fort. Neben  Recyclingbeton in allen Fertigteilen  wird Holz als nachwachsender Rohstoff  reversibel eingebaut und bei Dämmung auf mineralische Stoffe gesetzt. Im  Sinne  einer  ,,Cradle-to-Cradle‘‘-Strategie,  wird beim Bau des Gebäudes eine Minimierung  der verwendeten Baumaterialien anvisiert. Die  Baumaterialien und Elemente werden in diesem  Sinne in solcher Weise gewählt und konstruiert,  dass sie nach ihrer Nutzung (am Ende der Lebensdauer des Gebäudes) entweder in einem  anderen Gebäude wiedergenutzt oder als Roh- stoff  für neue Produkte genutzt werden können. Dies wird durch eine Reduktion auf wenige Materialien, weitgehend reversible Verbindungen  und eine hohe Verwertungsquote der verwen- deten Baustoffe erreicht. Es wird darauf Wert gelegt, dass schadstoff freie  Baumaterialien mit einer hohen Lebenserwartung, einer einfachen Rückbaubar- und Recyclingfreundlichkeit  und  geringem  Trennungsaufwand verwendet werden, um sie nach der  End-of-Life-Phase wieder in den Stoffkreislauf  einfließen lassen zu können.

 

Energiekonzept

Die Grundidee des Energiekonzeptes beruht auf  der Idee der Entwicklung eines einfach hand- baren Gebäudes mit optimalem Nutzerkomfort.  Ziel ist die Realisierung eines gegenüber dem  Außenklima und dem Nutzer energetisch robusten Gebäudes mit technisch und architektonisch  einfachen Mitteln.

Die Konstruktion ist so geplant, dass die Ein- haltung der gültigen EnEV, sowie Erfüllung des  KfW40-Standarts sichergestellt ist.

Der Energiebedarf wird durch ein Erdgas-BHKW  gewährleistet,  welches  umwelt-  und  ressour- censchonend  den  benötigten  Energiebedarf  deckt. Dieses wird mit einer Photovoltaik-An- lage mit PV-to-heat und Eigenstromnutzung  kombiniert.

Alternativ kann ergänzend zur Wärmeproduk- tion eine solarthermische Anlage einzusetzen.  Diese wird zur Trinkwarmwassererwärmung und  zur Heizungsunterstützung vorgesehen.